Die diesjährige Oster Tour hat uns mal wieder ins Ötztal getrieben. Dort waren wir 1999 zwar schon einmal, mussten aber auf 2/3 der Strecke zur Wild Spitze umkehren, da das Wetter einfach zu schlecht war. Und überhaupt bleiben immer noch genug Gipfel übrig, wenn man nur 1 Woche pro Tour Zeit hat.
Die Anfahrt über Vent hätte zwar einige Vorteile bei der Abfahrt ins Tal gebracht, aber da wir die ersten Nächte über Ostern im Hochjoch Hospitz gebucht hatten, hätte uns der Aufstieg durch eine enge Schlucht der Rofener Ache geführt und die ist nicht bei allen Witterungsbedingungen empfehlenswert.
Also haben wir die Alternative übers Schnalstal bei Kurzras gewählt. Für die Anreise zum Hochjoch Hospitz natürlich genial, die Seilbahn bringt einen auf 3.212 m, kurze Abfahrt auf dem Hochjoch Ferner und nur noch 100 m den Hang zum Hospitz hinauf.
Anreise
Wir kommen so gegen 14:00h im Kurzras an, erstaunlicherweise ist der Parkplatz kostenlos. Die Bergfahrt kostet 12,50€ pro Person und um 15:30h fahren wir über den Gletscher ab. Am Fuße der Hütte angekommen, verstauen wir die Skier am eh schon schweren Rucksack (diesmal ist volle Ausrüstung angeordnet – Gurte, Steigeisen, Pickel, etc.), da der Südhang so spät im Jahr bereits weitestgehend abgetaut ist. Diese Strecke machen wir zu Fuß. Das Hochjoch Hospitz hat erst seit ein paar Jahren im Winter wieder auf, als wir 1999 dort nächtigten, war nur der Winterraum offen und die Nacht bitter kalt! Aber jetzt ist alles modernisiert, die Hütte hat einen Generator, der mit Pflanzenöl läuft und deshalb einem ab und an ein Geruch nach Fritten in die Nase steigt (aber besser als Dieselabgase). Zusammen mit einer Quelle gibt es sogar fließend warmes Wasser in den Waschräumen und für Weicheier auch eine Dusche. Wir beziehen wie üblich Lager, diesmal haben wir sogar einen Raum ganz für uns.
So schön das Hochjoch Hospitz gelegen ist und der Hüttenwirt es einem an nichts fehlen lässt, die meisten Skitouren im April beginnen und enden täglich mit einem Fußmarsch, bzw. 100 Höhenmeter Auf- und Abstieg ins Tal. Aber auch das gehört dazu.
1. Tag – 15.04.06 Langtauferer Spitze
Am ersten Tag steht die Langtauferer Spitze (3.529 m) auf dem Programm. Das Wetter ist morgens noch gut, nach kurzem Fußmarsch und Abrutschen wollen wir Auffellen, alle machen mit, nur Hansjörg nicht, dessen Felle liegen noch im Lager und ruhen sich aus :-). Der Rest macht Pause, Hansjörg einen Sprint zur Hütte und zurück. Der Himmel bewölkt sich zusehends, aber das kommt uns beim Aufstieg nur zu gute. Es ist ein langer Hatscher über den Hintereisferner, und als wir den Aufstieg zur Langtauferer Spitze dann angehen, zieht sich der Himmel völlig zu. Bei gut 3.300 m ist Schluss, Sicht gleich null. Wir machen Gipfel und fahren ab. Da wir hier im Spaltengebiet sind und immer noch alles grau in grau ist, bleibt nur an der Aufstiegspur auch herunter zu fahren. Kein sonderliches Vergnügen, der Schnee wäre an anderer Stelle bestimmt besser. In der Karte 1 ist diese Route in blau eingetragen.
2. Tag – 16.04.06 Flucht Kogel
Noch ein Tag mit trüben Aussichten. Wir wollen heute auf den Flucht Kogel (3.500 m), aber die Truppe hat sich ob der Wetterlage etwas verkleinert: Hartmut macht einen Hüttentag und Jan steigt zwar mit auf, hat aber bereits bekundet zwischendurch umzukehren. Die anderen lassen sich nicht beirren. Auf dem Kesselwandferner wird die Sicht so schlecht, dass wir ans Seil gehen. Am Gipfel angekommen ist von Fernsicht nichts zu sehen. Die Anstrengungen des Aufstiegs sind dem einen oder anderen ins Gesicht geschrieben. Die Abfahrt ist auf Grund der schlechten Sicht mal wieder nicht berauschend, aber immerhin besser als am Vortag. In der Karte 1 ist diese Route in grün eingetragen.
Am Abend dann das immer wiederkehrende Ritual: Jan überredet die anderen zum Spielen. Wie üblich hat er Karten und Würfel dabei und wird nicht müde den Seltenspielern wieder die Regeln zu erklären. Bei reichlich gutem Rotwein haben alle ihren Spaß.
Tag 3 – 17.04.06 Saykogel
Heute mal auf die andere Talseite, das Wetter verspricht langsam Sonnenschein und an den Nordhängen wird sich auch noch die eine oder andere nette Abfahrt finden lassen. Auf zum Saykogel (3.360 m). Endlich meint es Petrus gut mit uns. Am Gipfelplatz haben wir strahlenden Sonnenschein. Hansjörg zieht es zum Gipfel rauf, Hartmut und Jan belassen es ob der Aussicht auf Felskraxeleien, aber Anne und Gabi wollen sich zumindest versuchen. Das endet dann nach ein paar Metern. Nur Hansjörg kommt durch. Die Abfahrt wird dann wie erhofft. Oben gibt’s noch Pulver, unten dann Firn. So muss es sein! Im Tal angekommen schnallen wir die Skier an den Rucksack und gehen den kurzen Weg zur Hütte hoch. Hansjörg meint zwar, auf Skiern sei das schneller, aber auch er muss oben abschnallen und kommt diesmal als letzter an. In der Karte 1 ist diese Route in gelb eingetragen.
Heute kommen wir auch endlich wieder dazu eine weitere Tradition zu leben: Brotzeit machen. Wir schleppen gut verteilt allerlei Leckereien mit hinauf, um die Zeit zwischen Rückkehr und Abendessen zu überbrücken. Am Gipfel gibt es schließlich nur einen Müsliriegel, Trockenobst oder Nüsse. Anne hat wieder diese exzellente mit Rosmarin geräucherte Schweinelende dabei, Jan hat frisches Brot mit Rattenhirn (Walnüssen) gebacken, Gabi eine Käseauswahl beigesteuert und Bert einen Südtiroler Speck. Daneben noch Studentenfutter, Mini Milky Ways, Mini Snickers und Mini Mars, sowie Schokolade in allen Geschmacksrichtungen. Man, geht es uns wieder gut!
Tag 4 – 18.04.06 Hüttenwechsel
Es ist wieder soweit, heute muss wieder alles in den Rucksack. Wir bedanken uns herzlich beim Wirt und seiner Frau für den exzellenten Service und machen uns auf den Weg. Die Route zur Guslar Spitze ist die einzige, wo man in dieser Jahreszeit direkt die Skier anschnallen und aufsteigen kann. Der Übergang ist auf 3.073 m, es gibt noch einen kleinen Seitenaufstieg auf die Mittlere Guslar Spitze (3.126 m), der Gipfelschluck muss sich verdient werden. Wir wollen versuchen die Vernagt Hütte ohne weiteren Aufstieg zu erreichen, was uns auch dank Hansjörgs Spürnase für den richtigen Hang gelingt. Auch die Vernagt Hütte verspricht wieder etwas vom alpinen Luxus: Abends sorgt ein Generator für Strom und damit auch für Heizung und Warmwasser. In der Karte 1 ist diese Route in rot eingetragen.
Tag 5 – 19.04.06 Flucht Kogel
Wir beschließen den Flucht Kogel noch ein zweites Mal auf dieser Tour zu besuchen, diesmal bei besserem Wetter. Es ist ein Traum: ein Gipfel, den man bis nach ganz oben auf Skiern machen kann, eine traumhafte Aussicht und wunderbaren Schnee bei der Abfahrt. Da der Tag noch jung ist, beschließen einige noch einen Abstecher in die Gegend des Brandenburger Jöchels (3.100 m) zu machen, die anderen wollen den Nachmittag in der Sonne auf der Hütte verbringen. Beim Warten auf das Nachtmahl ringt dann der, der diese Rast nicht hatte, mit dem Schlaf. Auf der Karte 2 ist diese Route in violett eingezeichnet (ohne den Seitenausflug).
Tag 6 – 20.04.06 Wild Spitze
Anne wird heute morgen zum Frühstück mit Geburtstagskuchen, -kerze, -karte und -geschenk überrascht. Sie hatte sich vor längerem mal geäußert, dass sie einen neuen „Kuschelpelz“ gesucht, aber nicht gefunden hätte. Wir haben einen besorgt und mit hier rauf getragen – runterschleppen muss sie ihn nun aber selber. Die Überraschung ist uns bestens gelungen.
Eigentlich ist die Wild Spitze (3.770 m) erst für morgen geplant, aber die Wetteraussichten sind so bombastisch, dass wir nicht widerstehen können. Also eingecremt und dann los. Da der Gletscher schon seit Jahrzehnten das Tal nicht mehr ausfüllt, geht es erstmal runter, um dann richtig hoch zu gehen. Am Brochkogel Joch wird es etwas steil, die letzten Meter müssen dann auch noch zu Fuß zurückgelegt werden.
Seit dem Losgehen waren schon Horden von „Ameisen“ auf dem Weg zur Wildspitze zu beobachten, das ließ für den Gipfel hoffen. Wir befürchteten schon dort oben todgetrampelt zu werden, aber am Skidepot angekommen kamen gerade die letzten von oben herunter. Jetzt kommen auch die Steigeisen zu ihrem Einsatz, nicht dass wir sie am Ende ganz umsonst mitgeschleppt hätten. Wir gehen auch noch ans Seil, oben gibt es ein paar heikle Stellen und da gibt einem so ein Seil richtig Sicherheit.
Oben teilen wir den Gipfel dann noch mit einer anderen Seilschaft, bestehend aus Bergführer (er soll die Gruppe geführt haben, die den Ötzi gefunden hat) und einem Paar. Welch ein Zufall, der Mann hat heute auch Geburtstag. Der Blick ist ungetrübt, der Bergführer gibt einen Exkurs über die Berge in Sichtweite. Wir sind von dem Ausblick hin-und-weg.
Die Abfahrt setzt dem noch eins oben drauf. Oben haben wir Pulver und ab der Mitte Firn. Wir kommen um 16:30h wieder an der Vernagt Hütte an, losgegangen waren wir um kurz nach 8:00h. Ein langer, aber irre schöner Tag! Auf der Karte 2 ist diese Route in blau eingezeichnet.
Tag 7 – 21.04.06 Hochvernagt Spitze
Und wieder ist Kaiserwetter angesagt. Die Hochvernagt Spitze (3.530 m) soll es heute werden. Der Aufstieg geht problemlos von statten, am Skidepot trennt sich wieder die Spreu vom Weizen: Hartmut und Jan machen ihren Gipfel dort, die anderen zieht es noch über den Grat zur Spitze.
Wir haben diesmal richtig Schwein gehabt: Heute hüllt sich die Wild Spitze in ein kleines Mäntelchen. Bis zum Skidepot Sonnenschein pur und oben keine Sicht. Wir bedauern kurz die anderen, die nicht mit uns schon gestern dort oben waren.
Die Abfahrt ist so gut, dass wir beschließen noch einen kleinen Seitenabstecher zu machen. Mangels offiziellem Namen taufen wir den Hang Hintergrasl Ferner Joch. Bis 3.200 m kommen wir, im oberen Stück ist’s dann auch richtig steil. Aber die Anstrengung hat sich gelohnt, Wir legen eine schöne Spur in den Hang. Auf der Karte 2 ist diese Route in grün eingezeichnet.
Abends ist wieder Spielzeit angesagt. Heute wir gelogen, dass sich die Balken biegen: Es wird „Gemeiert“.
Tag 8 – 22.04.06 Rückkehr ins Schnalstal
Heute geht es leider zurück, der Urlaub ist fast rum. Also wieder alles in den Rucksack gepackt. Zum Glück sind die Lebensmittel alle aufgegessen, das schafft etwas Platz und macht den Sack erträglicher. Die Route ist wenig spektakulär: Wir müssen wieder über den Übergang bei der Guslar Spitze rüber, runter zum Hochjoch Hospitz bzw. dem Tal darunter und dann einen langen Hatscher ins Skigebiet (2.800 m) rauf. Und der hat es in sich.
Die Sonne knallt erbarmungslos, kein Wölkchen erbarmt sich unser. Wir sehen das Skigebiet seit Anfang an, es kommt aber nicht wirklich näher. Das zerrt ganz schön an den Reserven. Die Abfahrt im Skigebiet ist dann auch nicht wirklich ein Ausgleich dafür. Oben platt gewalzter, harter Schnee und unten Matsch, der immer weicher wird. Dafür können wir bis zum Parkplatz abfahren, hätten wir in Vent angefangen, wären die letzten Kilometer auf alle Fälle zu Fuß gewesen. Und in so einem Skigebiet hat es natürlich ausreichend Versorgungsmöglichkeiten. Die Gruppe ist wieder klassisch gespalten: eine Hälfte schreit nach Bier, die andere nach Apfelschorle. Solange das der einzige Zwist bleibt: Prost.
Karten zu den Touren
Aus Copyright Gründen sind die Detailkarten derzeit nur für die Mitglieder der Gruppe Weber zugänglich.
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